gesund-News & über den Wert der Stille 💚

Liebe Praktizierende, liebe Gesundheitsinteressierte

Zwischen dem aktiven Sommer, in dem wir mit unserer Energie oft im Aussen sind und der laut geschäftigen Vorweihnachtszeit schenkt uns der November nicht nur in der äusseren Natur, sondern auch für unser Inneres den Impuls der Stille. Die stiller werdenden Landschaften erinnern uns an diesen lebensnotwendigen Zustand innerer Ruhe und Klarheit, der in unserem geschäftigen Alltag aber scheinbar immer schwieriger wird zu kultivieren.

Gegen Ende des Jahres wollen viele nichts mehr hören von der lauten Welt da draussen und man ertappt sich vielleicht dabei, für die letzte Etappe in den «Autopilot» schalten zu wollen, um allen inneren und äusseren Anforderungen noch gerecht zu werden und irgendwie durchzukommen. Stille steht seit Jahren in den Top Ten Bedürfnissen unseres modernen Lebens, gewissermassen als Gegenpol zu aller Aufgeregtheit. Aber warum fällt uns das Kultivieren und Aushalten von Stille mittlerweile so schwer? Ist es die Welt da draussen oder sind es auch die vielen Stimmen und inneren Kritiker in uns, die uns nicht mehr zur Ruhe kommen lassen?

Die Erfahrung von Stille kann etwas Erhabenes, Weites und Freies sein. Stellen Sie sich beispielsweise den Moment vor, wenn Sie nach einem anstrengenden Aufstieg den Gipfel eines Berges erreichen und plötzlich die Ruhe des weiten Himmels und der tiefen Täler auf sich wirken lassen. All der Lärm des Alltags rückt in weite Ferne, und für einen Augenblick scheint alles in Frieden. Wir fühlen uns wieder als Teil eines grossen Ganzen, können durchatmen, uns entspannen, es setzt eine grosse innere Ruhe und Klarheit ein, auch für unser Leben.

Aber Stille kann auch etwas Furchteinflössendes haben. Der österreichische Schriftsteller Ernst Ferstl hat einmal gesagt «Die Stille zieht Gedanken an, die der Lärm verjagt.» Wenn bei einem Spaziergang durch den nebligen Herbstwald in uns zum Beispiel plötzlich Fragen auftauchen, die wir lieber meiden würden – Fragen nach dem, was uns eigentlich antreibt, nach den Auswirkungen unsers Handelns, nach den Dingen, die wir vermissen, oder nach Wünschen, die wir verdrängt haben. Gegen solche Gedanken helfen keine Noise cancelling Kopfhörer oder Oropax. Es scheint also einen Unterschied zwischen äusserer und innerer Stille zu geben. Oft wird es, nachdem es aussen ruhig wird, innen erstmal ganz laut. Erst wenn wir aber hinschauen, können wir das, was wir in unserem Inneren vorfinden, bearbeiten und liebevoll wieder loslassen. Das ist ein Prozess, der oftmals Mut von uns verlangt, aber der notwendig ist, wenn wir nicht fremdgesteuert leben möchten.

Wenn wir unseren Geist mit einem Glas Wasser vergleichen würden, das Erde und Sand enthält, wird das Wasser durch das ständige Rühren durch all die täglichen Eindrücke, Informationen und Ablenkungen trüb. Wir verlieren den Durchblick, es fällt uns schwer zu priorisieren, wir fühlen uns innerlich «durchgewirbelt» und sehen uns selbst und unseren Weg nicht mehr klar. Wenn wir uns aber bewusst zurückziehen für Momente der inneren Ruhe, können sich die ganzen Sedimente langsam setzen und Klarheit entstehen.

Diese Klarheit gibt uns die Chance, unser Inneres besser zu verstehen und neu zu entdecken, was uns wirklich wichtig ist. Wenn wir unseren Geist zur Ruhe kommen lassen, öffnen sich wieder feine Kanäle der Verbindung zu uns selbst, wir hören wieder unsere innere Stimme, nehmen unsere tiefsten Überzeugungen wahr und erkennen die oft unbemerkte Kluft zwischen dem, was wir möchten oder wissen und dem, wie wir tatsächlich handeln.

So möchten wir Sie diesen Monat dazu einladen, die Stille bewusst zu erleben. Vielleicht können Sie eine kleine November-Routine ausprobieren mit einem Augenblick des Innehaltens für jeden Tag – sei es bei einer Morgenmeditation, einem Spaziergang im Herbstwald oder einer bewussten Tasse Tee am Abend. Lassen Sie die Stille zu, ohne sie sofort zu füllen, und spüren Sie, wie sie Ihnen die Möglichkeit gibt, Ihrer inneren Stimme wieder zuzuhören und die Harmonie zwischen Wissen und Handeln neu zu finden.

Wir wünschen Ihnen für diesen Monat viele bereichernde Momente in der Stille, in denen Sie die Kraft und Klarheit finden, die nur dort zu entdecken ist, wo der Lärm endet.

Herzliche Grüsse und eine friedvolle Zeit der inneren Einkehr und Selbstbegegnung
Ihr gesund.ch-Team

Valentin Dutler & Julia Schmidt

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