Liebe Praktizierende, liebe Gesundheitsinteressierte
Der Beginn eines neuen Jahres ist stets ein Moment des Umbruchs und der Neuausrichtung. Wir haben in diesen Tagen das Gefühl, uns wieder ein paar weitere ToDos fest vornehmen zu müssen, unseren Rucksack noch ein bisschen voller zu packen mit neuen «Routinen», einem regelmässigen «Müssen» und einem «dieses Jahr endlich mal»-Wollen.
Der Geist des Neubeginns und die aktivierende Energie, die uns ins Handeln bringt, sind prinzipiell gut und wichtig fĂĽr unser Leben, aber alle alten Weisheitsschriften wollen uns auch immer wieder daran erinnern, dass es in unserem Leben um Ausgleich und Balance geht.
Wenn wir also sowieso schon völlig abgekämpft unter dem Weihnachtsbaum sassen, wäre es dann vielleicht eher an der Reihe, sich eine «not to do»-Liste fürs neue Jahr zu machen? Was kann ich dieses Jahr weglassen? Wo kann ich weich werden, anstatt zu kämpfen? Wo kann ich akzeptieren, loslassen und anfangen zu heilen?
In diesen Tagen ist uns ein schönes Zitat des chinesischen Philosophen Lao-Tse begegnet:
„Auf der ganzen Welt gibt es nichts Weicheres und Schwächeres als das Wasser, und doch, in der Art, wie es dem Harten zusetzt, kommt nichts ihm gleich. Es kann durch nichts verändert werden. Dass Schwaches das Harte besiegt und Weiches das Harte besiegt, weiss jedermann auf Erden, aber niemand vermag danach zu handeln.“
– Lao-Tse
Das Wasser ist ein Symbol für die sanfte, aber unaufhaltsame Energie, die alles durchdringt. Es hat die Fähigkeit, selbst das Härteste zu erodieren und zu verändern, ohne sich selbst dabei zu verlieren. Es zeigt uns, dass Veränderung nicht immer durch harte Anstrengung und Konfrontation geschieht, sondern durch das Zulassen und Fliessen, durch das weiche Annehmen und das Vertrauen.
Das Element Wasser ist auch Ursprung allen Lebens; unser menschliches Leben beginnt im Fruchtwasser der Gebärmutter, ein Baumsamen beginnt seine Entwicklung, sobald er mit Wasser in Berührung kommt und ein einziger Regenschauer kann eine ganze Wüste zum Blühen bringen. Im Wasser, aus dem alle Energie strömt, in dem alles als Potenzial bereits vorhanden ist, liegt ein Raum des Unbewussten, der Entwicklung, der natürlichen Zeit und des ureigenen Rhythmus’.
In der traditionellen chinesischen Medizin wird das Element Wasser unserer aktuellen Jahreszeit, dem Winter zugeordnet. Es symbolisiert darin den Ursprung, die Quelle, die stille Kraft der Erneuerung. Im Winter, wenn die äussere Welt sich in einem ruhigen Zustand befindet und im Äusseren scheinbar Stagnation herrscht, da geschieht im Inneren Regeneration und Entwicklung.
So ist es auch mit der «Wasser-Energie» in unserem Leben. Wenn wir den (Neu-)Anfang, das neue Jahr mit Sanftheit, Akzeptanz und dem Vertrauen auf die inneren und äusseren Prozesse beginnen können, geben wir einer wunderbaren Kraft ihren Raum.
Genauso wie das Wasser unaufhörlich fliesst, ohne dabei je seine sanfte, aber mächtige Energie zu verlieren, so können wir auch in unserem Leben Vertrauen finden – in den stetigen und kraftvollen Fluss der Veränderung und dass alles, was wir für die Entwicklung brauchen, bereits in uns steckt. Wie die Anlagen für neue Knospen, die im Inneren einer Pflanze heranreifen, bevor im Frühling ihre Zeit gekommen ist, um auszutreiben und sich zur Blüte zu entfalten.
Es würde nichts nützen, würde man das Austreiben erzwingen wollen und mit grosser Anstrengung für etwas kämpfen, dessen Zeit noch nicht gekommen ist.
Wir wünschen Ihnen ein Jahr voll sanfter Erneuerung, Geduld und Heilung – ein Jahr mit leichtem Rucksack.
Herzlichst Ihr gesund.ch-Team |