Vielleicht erinnern Sie sich noch an unseren letzten Newsletter, in dem wir die Brombeeren als Sinnbild für Entscheidungssituationen unseres Lebens betrachtet haben. Wir hatten darüber geschrieben, wie wertvoll es ist, zu erkennen, ob etwas noch unreif oder bereits reif ist. Und wir erinnerten daran, dass wir manchmal die wirklich passenden Gelegenheiten verpassen, wenn wir uns zuerst den unreifen Früchten widmen, deren Zeit noch nicht gekommen ist.
Doch je länger wir uns mit diesem Sinnbild aus der Natur beschäftigt haben, desto klarer wurde uns auch: mit dieser Unterscheidung allein ist es noch nicht getan. Denn stellen Sie sich vor, Sie stehen vor einem Strauch voller dunkler, glänzender und reifer Beeren, Sie greifen freudig zu – und merken erst später, dass diese Beeren gar nicht bekömmlich sind.
Die fast noch grössere Kunst ist also die, herauszufinden, von welchen Pflanzen wir überhaupt pflücken sollen oder wollen – und welche uns nicht guttun, auch wenn sie noch so schön leuchten.
Wie sehr gleicht das unserem Alltag. Manches Angebot, manche Gelegenheit, manche Begegnung wirkt im Moment verheissungsvoll, perfekt, wie für uns gemacht und «reif». Doch wenn wir zuerst einen Schritt zurücktreten und nochmal genauer den ganzen Strauch bzw. Kontext in den Blick nehmen und einen Moment innehalten, haben wir die Möglichkeit uns zu fragen: tut mir das wirklich gut? Vielleicht passt es nicht zu unserer Natur, vielleicht ist es schlicht nicht unser Weg.
Gerade in einer Welt voller Möglichkeiten braucht es nicht nur Geduld für das richtige Timing, sondern auch ein Gespür für die Wahl der richtigen Quelle. Nicht jede Frucht, die reif aussieht, ist für uns bestimmt. Nicht alles, was süss glänzt, nährt uns auch.
Das Schwierige ist dabei zuerst das Erkennen und dann trotz des augenscheinlichen Glanzes einen Moment innezuhalten und ehrlich zu uns selbst zu sein. Uns einzugestehen, dass nicht jede vermeintliche Chance ergriffen werden muss. Dass es besser sein kann, die Hände noch einen Moment leer zu lassen – bis wir dem Strauch begegnen, dessen Früchte uns wirklich nähren.
So verwandelt sich das Leben von einer blossen Suche nach «reifen Gelegenheiten» in einen lebendigen Garten voller Möglichkeiten. Ein Ort, an dem wir lernen dürfen, zu unserem Weg zu stehen und mit klarem Blick zu unterscheiden – um nur das zu ernten, was uns auf tiefe Weise nährt, unserer Entwicklung zuträglich ist und uns Energie für den Weg schenkt – und alle anderen reifen Früchte getrost stehen zu lassen.
Wir wünschen Ihnen einen leuchtenden Spätsommer mit vielen nährenden und heilsamen Früchten.
Herzlichst Ihr gesund.ch-Team
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